Die Diva unter den Krawattenseiden

Diejenigen, die bereits eine Krawatte aus dem Material, um das es gleich gehen soll, ihr Eigen nennen, wissen natürlich, wovon nun die Rede sein wird. Alle anderen ahnen es zumindest: Madder silk. Gerade im Herbst und Winter, zu Flanell, Tweed und anderen rauhen Materialien ist madder silk, auch Gum Twill oder Krappseide genannt, der ideale Begleiter für viele Anlässe. Ursprünglich wurde diese Seide lediglich mit natürlichen Farben wie Krapp (indischrot, von dessen englischer Übersetzung madder sich der Name herleitet), Färberwau (gelb) und Waid (blau, später teilweise ersetzt durch Indigo) behandelt und ausschließlich von Hand bedruckt. Beste Qualitäten (ancient madder dye) werden noch heute genau so produziert, weitaus häufiger wird die Seide heute jedoch —um Kosten zu sparen— synthetisch gefärbt und per Textilinkjetverfahren bedruckt.

Was macht nun aber Krappseide so besonders? Das Geheimnis liegt einerseits in den unvergleichlich sanften Farben, die gedruckte Motive —meist traditionelle Blumen-, Stern- oder Paisleymuster— wie in Wachspapier geschlagen wirken lassen, andererseits in der faszinierenden, fast gummiartigen Oberfläche des so behandelten Seidentwills. Matt, wachsig und stumpf sind die Attribute, die eine perfekte Krappseide für den Kenner ausmachen. In den letzten Jahren war sie vom Markt beinahe vollständig verschwunden. Seit einiger Zeit besteht jedoch wieder vermehrtes Interesse an traditionell hergestellten Geweben, wovon auch der Gum Twill profitiert.

Durchstöbern Sie doch einmal die Krawattenauswahl Ihres Herrenausstatters mit etwas Glück finden Sie dort auch eine Krawatte aus Krappseide.

Kategorie: Magazin, Editor’s Choice, Krawatten

Florian S. Küblbeck

Florian S. Küblbeck ist freier Journalist und schreibt vor allem über Mode, Stil und Genuss. Mit seinem Erstwerk "Was Mann trägt: Gut angezogen in zwölf Schritten" gab er 2013 sein Debüt als Buchautor.

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