Entstehungsgeschichte der Manschettenknöpfe

Gastbeitrag von Jens Sierra Lingemann, Teil 1/4:

Seit nunmehr 400 Jahren ist der Manschettenknopf ein ständiger Begleiter des elegant gekleideten Mannes.

Die Entwicklung des Manschettenknopfes steht in direktem Zusammenhang mit der Geschichte der Manschette.
So entwickelten sich Manschette und Kragen als dekorative Elemente erstmals im 15 Jh. in Form von kleinen, krausen Rüschen; diese entwickelten sich zu immer größeren und aufregender anmutenden Gebilden, oftmals umgeschlagen oder wild bauschend.

Rüschenmanschette um 1611, Franz Hals

Rüschenmanschette um 1611, Franz Hals

Zusammengehalten wurde die Manschette stets mit geknoteten Bändern, bis im 17.Jh erstmals der Wunsch entstand, die einfache Manschette eleganter zu schließen. Vereinzelt begannen modebewußte Männer, Metallknöpfe als Zierelemente zu verwenden und diese mit einer Kette verbunden zum Schließen der Manschette zu verwenden. So entstanden die ersten Manschettenknöpfe.
Schnell wurde der Manschettenknopf ein Merkmal des modisch gekleideten Mannes. Goldschmiede begannen die ersten Gold- und Silberknöpfe zu fertigen, bald auch mit Edelsteinen besetzt.
Die London Gazette of 1684 beschreibt ein Paar „cuff buttons“, ausgefaßt mit Diamanten und zwei Jahre später ein emailliertes Paar goldener „sleeve buttons“.

Im 18.Jh wurden bei formalen Anlässen weiterhin Manschetten mit Rüschen getragen, während die einfache Manschette dem alltäglichen Hemd vorbehalten war.
Es dauerte noch bis in die Mitte des 19.Jh bis die Rüschenmanschette formal von der einfachen Manschette abgelöst wurde. Ca.1840 entstand dann die Umschlagmanschette „french cuff“.
Mittlerweile trug jeder Mann der Mittel- und Oberschicht Manschettenknöpfe, die je nach Ausführung eine ganz eigene Symbolik hatten: so gab es Miniaturen-Portraits der Liebsten, Haare unter Bergkristall von Verstorbenen als Andenken und reich geschmückte Exemplare mit Edelsteinen und Emaille.

Männer realisierten nun zunehmend, daß der Manschettenknopf Ihnen die Möglichkeit gab, Ihren Status in der Gesellschaft anzuzeigen, bzw. vorzutäuschen, denn zahllose Edelstein-Imitationen aus Glas waren populär.
Die große Nachfrage und die fortschreitende industrielle Revolution führten dazu, daß Manschettenknöpfe zunehmend kostengünstiger und in großen Stückzahlen hergestellt werden konnten.
In den USA wurde der Klapp-Knebel erfunden, dieser ermöglichte nun das einfache Durchstecken des schmalen Endes durch die Umschlagmanschette. Infolge dessen verschwand in den USA die Kette bei industriell hergestellten Manschettenknöpfen fast vollständig; in Europa wurde hingegen an der Kette festgehalten, Knebel galten schlichtweg als unelegant und ordinär.
Zum Ende des 19.Jh war es üblich, Manschettenknöpfe zu allen möglichen Anlässen zu tragen, der Manschettenknopf war endgültig im alltäglichen Erscheinungsbild des Mannes angekommen.

Jens Sierra Lingemann ist Goldschmiedemeister in Berlin. Er fertigt schwerpunktmäßig Manschettenknöpfe in zahlreichen Variationen an. Jedes Objekt wird von Hand einzeln angefertigt. JSL BERLIN +49(0)30 450 95 320, www.jslberlin.com, contact@jslberlin.com

Quellen:

  • Cuff Links von Susan Jonas und Marilyn Nissenson von Harry N. Abrams, Inc (1991)
  • Cuff Links von Jean-Noel Liaut, Bertrand Pizzin, und Karl Lagerfeld von Assouline (2002)
Kategorie: Magazin

Andreas Gerads

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