Meine Top Fünf im Kleiderschrank

Die Beobachtung ist so wenig neu wie außergewöhnlich: Egal, wie viele Anzüge, Hemden, Krawatten oder Schuhe man im Laufe seines Lebens anhäuft, im Zweifelsfall greift man doch immer und immer wieder auf einige wenige Kernelemente zurück. Ich persönlich finde das auch gut so. Nicht nur, dass man damit eine gewisse Kontinuität in seine Erscheinung bringt; man fühlst sich auch in vielen dieser Lieblingsstücke irgendwie „zuhause“, also wohl und sicher. Deshalb sollte, so finde ich, jede Garderobe über solche Lieblinge verfügen. Hier sind meine fünf liebsten Kleiderschrankbewohner:

Hellblaues Maßhemd mit Umschlagmanschette
Das hellblaue Hemd ist der vielseitigste Kombinationspartner für alle nur erdenklichen Sakkos, Anzüge und Krawatten. Universell akzeptiert, überall einsetzbar und sehr dezent. Es mag schickere, ausgefallenere oder luxuriöser anmutende Wahlmöglichkeiten geben — zweckmäßigere und sicherere jedoch kaum. Bei allen Hemdenschneidern, die ich bisher beauftragt habe, bestellte ich zuerst immer ein einfarbiges hellblaues Hemd mit Umschlagmanschetten. Hinsichtlich des Materials halte ich Pinpoint oder feineren Twill für ideal. Die Baumwolle sollte aus Vollzwirn gewebt sein und sich angenehm angreifen. Schwerere Stoffe knittern — wie auch bei Anzugtuchen— meist weniger leicht und fallen in der Regel eleganter als ganz leichte. Mein Favorit ist ein feiner, seidiger Twill des Schweizer Traditionswebers Alumo.

Schlichte goldene Manschettenknöpfe
Ohne Manschettenknöpfe keine Umschlagmanschette. Dürfte ich lediglich ein einziges Paar besitzen, würde ich mich, ohne mit der Wimper zu zucken, für mein Lieblingspaar entscheiden: Doppelseitig —das bedeutet, dass entgegen der heute üblicheren Form beide Enden des Knopfes dekorativ sind— und aus Massivgold, mit dezenter Guilloche-Verzierung und damit äußerst kombinationsfreundlich — und wertstabil. Sie können zum Smoking ebenso gut aussehen wie zum Tweedsakko. Meiner Meinung nach sollte man mit Manschettenknöpfen so verfahren wie mit Schuhen: Lieber wenige Paare, dafür jedes von ausgesuchter Qualität. Der Vergleich ist damit übrigens noch nicht erschöpft — Schuhe wie Manschettenknöpfe halten bei guter Pflege ein Leben und länger und können im Idealfall vererbt werden. Gibt es etwas schöneres als den eigenen Sohn, der die Lieblingsmanschettenknöpfe seines Vaters weiter trägt?

Dunkelblaue Krawatte
Auch hier nehme ich für gute Kombinierbarkeit ein klein wenig Langeweile gerne in kauf. Obwohl: was heißt hier Langeweile? Wem Seidentwill zu schlicht ist, kann sich für Fischgrät-, Oxford-, oder Grenadinewebarten in Wolle, Kaschmir, Leinen oder Baumwolle entscheiden. Oder wie wäre es mit Irish Poplin? Eine gestrickte Variante vielleicht? Dunkelblau ist also nicht gleich dunkelblau — wohl einer der Gründe, warum ein großer Teil meiner Krawattensammlung aus dunkelblauen Exemplaren besteht.

Glatte braune Schuhe
Das mit Abstand am häufigsten und liebsten getragene Paar Schuhe in meinem Kleiderschrank sind plain derbies aus braunem französischem Kalbsleder. Solider und langweiliger geht es wohl kaum, werden jetzt viele sagen. Zeitloser und damit haltbarer allerdings auch nicht, würde ich erwidern. Gute Pflege ist natürlich das A und O eines schönen Schuhs. Vorsicht allerdings vor zu viel des Guten. Gerade die dezente, über viele Jahre langsam erworbene Patina ist es, die den langjährigen Lieblingsschuh vom schnöden Saisonartikel unterscheidbar macht. Nicht zuletzt deshalb sollten die verwendeten Materialien möglichst hochwertig und die Passform sehr gut sein. Beides zusammen ermöglicht langen Tragespaß und schönes Altern der Schuhe. Meine Lieblinge sind einer der wenigen erfolgreichen Versuche meinerseits auf dem Feld der Maßkonfektion und stammen von einem Münchener Schuhmacher.

Warmes Tweedsakko
Ich liebe Tweed, auch deswegen, weil ich generell sehr kälteempfindlich bin. Ein warmes, schweres Tweedsakko ist daher unerlässlich und spätestens ab Oktober permanenter Begleiter in allen Lebenslagen, die keinen Anzug erfordern. Schon weil ich es so oft trage, lohnte der Kauf beim Maßschneider. Der Tweed meines Lieblingssakkos ist kein großer Exot mit vielen bunten Garnen, sondern ein schlichter, aber sehr schwerer, grüner Glenhunt Homespun mit zweifarbigem Überkaro. Das Material schirmt mich nach außen hin ab, die Konstruktion des Sakkos ist allerdings sehr weich und bequem. Zusammen mit einer Hose aus buntem Kord oder grauem Flanell unschlagbar komfortabel und elegant!

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Kategorie: Magazin

Florian S. Küblbeck

Florian S. Küblbeck ist freier Journalist und schreibt vor allem über Mode, Stil und Genuss. Mit seinem Erstwerk "Was Mann trägt: Gut angezogen in zwölf Schritten" gab er 2013 sein Debüt als Buchautor.

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