Im letzten Jahr quoll scharenweise Jungvolk in aufwendiger Ledertracht aus allen Löchern.
Noch vor zwanzig Jahren eher undenkbar.
Habe aktuell eben jenes Phänomen auf der Regensburger Dult beobachten können: Alt und (noch viel mehr) Jung in Lederhosen, Dirndl und Haferlschuhen. Und ich muss sagen: Mir gefällt's!
Gut, bei den Schuhen stören zwar noch häufig Sneakers den Gesamteindruck, und wenn die Krachlederne "baggy-style" halb in den Kniekehlen hängend getragen wird, ist das auch nicht immer ein erbaulicher Anblick – aber die grobe Richtung gibt wenigstens Anlass zur Hoffnung.
Und immerhin gibt's inzwischen im Trachtenbereich sogar schon so eine beeindruckende modische Bandbreite, dass meine bessere Hälfte und ich uns nach dem Volksfest-Besuch einig waren, schon lange nicht mehr so ein interessantes People-Watching erlebt zu haben.
Ich gebe ehrlich zu: Ein wenig beneide ich als Rheinländer die Freistaatler um die Selbstverständlichkeit, den Stolz und den Spaß, mit dem sie dieses Kulturgut pflegen können. Meine Partnerin hat jedenfalls aus ihrer Zeit in Bayern noch zwei wirklich schöne und knackige Dirndl im Schrank, die sie zu gerne mal wieder tragen würde. Aber nach zwei Versuchen in unserer Gegend, die mit Bemerkungen wie "Watt? Is' schon wieder Karneval?" abqualifiziert wurden, geht dann der Spaß an der Freud auch irgendwann flöten.
Die nette Dame von Pöllinger am Dom meinte jedenfalls, dass sie schon Probleme damit hätte, ihre Mode an Mittel- bis Norddeutsche zu verkaufen, die sie explizit nur als Verkleidung und Kostüm tragen wollen. "Das wird unserer schönen Tracht doch nicht gerecht." Kann ich verstehen.
Wie dem auch sei: In Bayern gibt's die Tracht – und bei uns gibt's eben 'ne Tracht Prügel oder die typisch Düsseldorfer-Kölner Zwietracht.